Endlose Neubau-DebatteEltern des Kölner Hölderlin-Gymnasiums fühlen sich „von der Stadt verschaukelt“

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Schüler des Kölner Hölderlin Gymnasiums protestieren mit ihren Eltern auf dem Kölner Theo-Burauen-Platz.

Die Schulgemeinschaft des Hölderlin-Gymnasiums will an ihrem angestammten Standort bleiben.

Vier Jahre dauert nun schon die Debatte, wo der Neubau der Mülheimer Schule hin soll. 

Seit nun schon vier Jahren wartet die Schulgemeinschaft des Hölderlin-Gymnasiums auf Klarheit, wie es mit dem geplanten Neubau der Schule weitergeht. Und langsam geht der Schulgemeinde die Geduld aus: „Wir fühlen uns ein weiteres Mal verschaukelt“, fasst Jan Hopmann, Sprecher des Arbeitskreises Schulneubau Hölderlin-Gymnasium, die Stimmungslage zusammen. Die Schulkonferenz hatte sich in ihrer Sitzung vor den Herbstferien einstimmig für einen Neubau der Schule an dem angestammten Standort an der Graf-Adolf-Straße ausgesprochen.

Vorausgegangen war nach Angaben von Hopmann ein positiver Bescheid der Bezirksregierung zu der Bauvoranfrage der Stadt. Die Bezirksregierung habe die Lage so eingeschätzt, dass ein Neubau auf dem Bestandsgrundstück von der Größe her grundsätzlich möglich sei. Die Stadtverwaltung will dagegen einen Neubau des Gymnasiums auf dem Grundstück der ehemaligen Förderschule zwischen Bergisch Gladbacher Straße und Holweider Straße errichten. Am derzeitigen Standort soll dafür eine Grundschule entstehen.

Es ist die Aufgabe der Verwaltung, ein Interim zu angemessenen Kosten zu finden, oder für ein neu gebautes Interim eine Nachnutzung zu definieren
Jan Hopmann, Sprecher des AK Schulneubau Hölderlin-Gymnasium

Nach der positiven Einschätzung der Bezirksregierung sei man diese Woche vorsichtig optimistisch in die Abstimmungsgespräche mit dem Amt für Stadtentwicklung und der Gebäudewirtschaft gegangen, erzählt Hopmann. Jetzt sei man enttäuscht: Die von der Stadt vorgelegte Tabelle mit den Pro- und Kontraargumenten für beide Varianten favorisiere einseitig den von der Stadt favorisierten Neubau an der Bergisch Gladbacher Straße.

Das Schulamt argumentiere nun zudem mit 105 Millionen Euro zusätzlichen Kosten für ein zu bauendes Interim für die Zeit von Abbruch und Neubau der Schule am angestammten Ort. Das Interim müsse nach dem Umzug in den Neubau wieder abgerissen werden, um der Grundschule Platz zu machen. Hopmann befürchtet, dass mit diesem Argument nun auf die Politiker Druck ausgeübt werde. „Dabei ist es die Aufgabe der Verwaltung, ein Interim zu angemessenen Kosten zu finden, oder für ein neu gebautes Interim eine Nachnutzung zu definieren“, so Hopmann.

Stadt Köln sieht ergebnisoffene Entscheidung

Die AK Schulbau hat an alle Fraktionen appelliert, das Thema Neubau Hölderlin-Gymnasium plus Interim im nächsten Schulausschuss im November aufzugreifen, damit sich die Beschlüsse nicht noch weiter verzögern. Die Stadt erklärte auf Anfrage, dass die Bezirksregierung zu der Bauvoranfrage keine grundsätzliche Einschätzung erstellt habe, sondern nur zu einem einzelnen Thema eine Stellungnahme abgegeben habe. Federführend sei die städtische Bauaufsicht, die die bau- und planungsrechtlichen Dinge bewerte. Die Entscheidung über die Variante der Umsetzung werde „zeitnah“ von den politischen Gremien getroffen und „ist ergebnisoffen“.

Die Debatte über den Neubau der Schule gerät damit zum Endlosprojekt: Das über 100 Jahre alte Gymnasium wartet seit 13 Jahren auf eine Sanierung. Nachdem zehn Jahre quasi nichts passiert war, hatte sich 2019 herausgestellt, dass die Schule so marode ist, dass nur noch Abriss und Neubau in Frage kommen. Dabei stemmte sich die Schulgemeinde gegen die ursprünglichen Pläne der Stadt, den Neubau wegen des zu geringen Platzangebots am angestammten Platz auf zwei Standorte zu verteilen und brachte dafür auch die Politik hinter sich.

Stattdessen beauftragte der Schulausschuss die Verwaltung bereits 2021, eine Machbarkeitsstudie erstellen zu lassen für den kompletten Neubau des Gymnasiums am alten Standort. Die Stadt favorisierte dagegen einen Neubau auf dem Grundstück der ehemaligen Förderschule zwischen Bergisch Gladbacher und Holweider Straße.  Als Argument hieß es, der Neubau an der Graf-Adolf-Straße sei nur mit reduziertem Raumprogramm oder Verringerung der Zügigkeit möglich. Außerdem brauche es für einen Neubau am neuen Standort kein Interim, da die Schule bis zur Fertigstellung am ursprünglichen Standort bleiben kann.

Hölderlin-Gymnasium: Ist die Schule zu nah am Genoveva-Gymnasium?

Im Juli 2022 hatte die Stadt mitgeteilt, die Machbarkeitsstudie habe ergeben, dass das erforderliche Bauvolumen für einen Neubau am alten Standort nicht genehmigungsfähig sei. Als Studie legte sie allerdings ein Dokument vor mit der Überschrift „Planungsstand 2019 – nicht fortgeschrieben“. Nach einem Jahr Wartezeit sei schlicht eine alte Studie als Ergebnis geliefert worden“, kritisierte schon empört der AK Neubau.

Negativ findet die Schule außerdem, dass der Neubau der Schule nach den Plänen der Stadt in direkter Nachbarschaft des Genoveva-Gymnasiums sein würde. Doppelstandorte mit zwei Schulen so nah beieinander seien nicht sinnvoll. Außerdem bräuchte es als Voraussetzung zwingend ein Verkehrskonzept, da die Lage schon jetzt sicherheitskritisch sei, wenn die Schülerschaft des Genoveva-Gymnasiums zur Schule komme.

Auch die Bezirksvertretung Mülheim hat einstimmig dafür votiert, die Erweiterung am bisherigen Standort in der Graf-Adolf-Straße vorzunehmen. Die SPD hatte alternativ die Idee eingebracht, das Hölderin-Gymnasium in einen Bildungscampus rund um den Mülheimer Stadtgarten zu integrieren. Nach dem Vorbild der Bildungslandschaft Altstadt-Nord war die Idee, dass sich drei Realschulen, das Hölderlin-Gymnasium und die Trude-Herr-Gesamtschule Räume wie Mensa und Bibliothek teilen.  

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